Neubau mit großer Grünfläche in der Zweigstraße Nürnberg

20 OktPositive Ökobilanz für Neubau in der Zweigstraße


176 neue geförderte Mietwohnungen baut die Schultheiß Projektentwicklung AG aktuell in der Zweigstraße in Nürnberg-Sündersbühl. Neuer Wohnraum wird in Nürnberg händeringend gebraucht und dennoch werden Bauvorhaben dieser Größenordnung oft kritisch betrachtet. Nimmt jeder zusätzliche Neubau der Stadt nicht ein Stück Lebensqualität? Beton statt Grün? Warum das in diesem Fall ganz anders ist, klären wir mit unserer Landschaftsarchitektin Heike Flachenecker.

Frau Flachenecker, wie sieht denn die Ökobilanz unseres Neubaus in der Zweigstraße aus?

Das Grundstück zwischen Fuggerstraße, Zweigstraße und Kollwitzstraße war – wie viele Nachbargrundstücke in diesem Bereich – mit Gewerbe bebaut und zusätzlich mit großen Asphaltflächen versiegelt. Direkt an der Fuggerstraße gab es noch einen größeren Silber-Ahorn und eine Kiefer, beide Bäume in der Alterungsphase und im Wurzelraum sehr eingeengt. An der Kollwitzstraße gab es noch eine kleine Reihe von sich selbst ausgesäten Ahorn-Bäumen – das war alles an ökologischem Potential auf dem Bestandsgrundstück.

Jetzt ist eine große Wohnanlage im Bau mit 176 Mietwohnungen, mit einem großen begrünten Innenhof. Hier werden alleine 12 neue Bäume gepflanzt und entlang der Fuggerstraße entsteht nochmals eine durchgehende Baumreihe. Die Parkplätze werden begrünt. Und es gelingt uns, das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück zu versickern.

Wir schaffen deutlich mehr Grünflächen als vorher auf dem Grundstück vorhanden waren und wir können das gesamte Regenwasser auf dem Grundstück halten. Wir schaffen Wohnraum für viele Menschen und gleichzeitig wird das Grundstück einen deutlich größeren ökologischen Nutzen für die Bewohner und den angrenzenden Stadtteil haben.

Mit welchen Maßnahmen gelingt das konkret?

Wir beginnen mit einer Dachbegrünung in Form von Retentionsdächern, d.h. über eine größere Substratdicke und spezielles Substrat, was das Regenwasser gut speichern kann, können wir Wasser länger in der Dachbegrünung halten. Das steht dann den Pflanzen zur Verfügung oder kann direkt wieder verdunsten, was sich günstig auf das Stadtklima in diesem hochversiegelten Stadtteil auswirken kann.

Das dann noch überschüssige Wasser wird über die Fallrohre ins Erdgeschoß geleitet und kann dort über eine oberflächige Einleitung in die Vegetationsflächen noch den Pflanzen in den Grünflächen zur Verfügung stehen. Die Pflanz- und Rasenflächen im Erdgeschoss werden alle als Mulden ausgebildet, damit hier auch große Regenereignisse aufgenommen und zeitversetzt versickert werden können. Über die Pflanzen und die Oberbodenschicht wird das Regenwasser gereinigt und dann wieder direkt auf dem Grundstück dem Grundwasser zugeführt.

Zusätzlich arbeiten wir in allen nicht überdachten Bereichen mit versickerungsfähigen Belägen, sodass Wasser, das auf Wege, Stellplätze oder Fahrfassen regnet, dort nicht abläuft, sondern direkt über die Fugen versickern kann.

Warum ist das Thema Regenwasserversickerung vor allem in Städten wie Nürnberg so wichtig?

Nürnberg ist eine sehr stark versiegelte Stadt. Große Grünflächen, wie zum Beispiel in München der Englische Garten und große Wasserflächen wie in Hamburg die Alster, fehlen hier. In Sommermonaten heizen sich die versiegelten Bereiche stark auf. Daher wird es immer wichtiger, das wenige Regenwasser, das in der Nürnberger Region fällt, nicht über Kanäle schnell abzuleiten, sondern vor Ort in Dachbegrünungen zu halten, in Versickerungsmulden zwischenzuspeichern und dann zeitverzögert wieder in das Grundwasser zu versickern. Durch Verdunstung über Pflanzen entsteht zusätzlich ein kühlender Effekt, der gerade in heißen, trockenen Sommern besonders wichtig ist.

Können Sie uns noch ein paar weitere Details zu den Außenanlagen des Neubaus verraten? Worauf können sich die künftigen Bewohner freuen?

Es entsteht ein großer begrünter Innenhof mit Spielflächen, mit Sitzbänken, mit Bäumen und mit einer intensiven Pflanzung zwischen dem Innenhof und den angrenzenden Erdgeschosswohnungen. Im Erdgeschoss gibt es Wohnungen mit zum Teil großen Terrassen und angrenzenden Gärten.

Es wird eine intensiv begrünte Vorgartenzone mit einer Baumreihe an der Fuggerstraße geben. Wir pflanzen insgesamt 26 neue Bäume, vorher waren nur drei geschützte und acht sehr kleine nicht geschützte Bäume auf dem Grundstück, auch hier haben wir eine positive Ökobilanz. Und in Zeiten hoher Abgaben vielleicht auch erfreulich: Die Bewohner werden keine Abwassergebühren für das Regenwasser zahlen, da kein Regenwasser in den Kanal geleitet wird.

Herzlichen Dank.