03 MrzDas erste Corona-Jahr: „Man wächst an seinen Aufgaben“


Schultheiß Projektentwicklung AG im Interview: Drei Vorstände – drei Meinungen

Bild: Die drei Vorstände der Schultheiß Projektentwicklung AG: Dr. Gunter Krämer, Frank Weber und Michael Kopper (v.l.n.r.)

Das Jahr 2020 wird uns lange im Gedächtnis bleiben. Es liegt ein besonderes Jahr hinter uns, das von vielen Firmen nicht nur einen Plan B, sondern auch noch Plan C und D eingefordert hat. 2021 beginnt nicht minder speziell. Michael Kopper, Vorstandsvorsitzender der Schultheiß Projektentwicklung AG in Nürnberg, Dr. Gunter Krämer, Vorstand Finanzen/Personal, und Frank Weber, Vorstand Technik, über ein verrücktes Jahr 2020, die Herausforderungen in der Bau- und Immobilienbranche und positive Aussichten auf 2021.

 

Sind Sie froh, dass 2020 endlich vorbei ist?

Michael Kopper: Aus beruflicher Sicht wäre es Jammern auf hohem Niveau, würde ich diese Frage bejahen. Wir haben es zwar mit ganz schön vielen Herausforderungen zu tun bekommen und mussten auf einmal schnellstmöglich Probleme lösen, mit denen wir zuvor noch nie zu tun hatten. Das hat viel Energie gekostet und ziemlich an den Nerven gezehrt. Aber letztlich haben wir für unser Unternehmen einen Weg gefunden, mit der Corona-Pandemie umzugehen. Rückblickend hat sich unser Einsatz gelohnt und wir sind mit dem Ergebnis unserer Bemühungen zufrieden.

Dr. Gunter Krämer: Wir haben mit 2020 ein hartes Jahr hinter uns, das sehr herausfordernd war und keine Verschnaufpause zwischendurch zugelassen hat. Es heißt zwar, man wächst an seinen Aufgaben und wir haben viele spannende und neue Dinge gelernt. Insgesamt gibt es nach dem vergangenen Jahr und den ersten Wochen im neuen Jahr für mich nur verhaltenen Anlass für Optimismus. Wer weiß, was mit der immer noch andauernden Corona-Krise noch alles an Herausforderungen auf uns zukommen wird. Ich hoffe, dass wir auch zukünftig mit diesem Dauerthema so gut klarkommen wir bisher.

Frank Weber: So weit würde ich nicht gehen. Es war sicherlich ein Jahr mit neuen und bis dato unbekannten Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten. Das konnte in einzelnen Bereichen durchaus nervenzehrend sein. Rückblickend haben wir sie als Unternehmen aber bestmöglich bestritten und auch durchlebt. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass wir Herausforderungen auch im „normalen“ Berufsalltag gewohnt sind: Wir müssen immer wieder mit neuen Aufgabenstellungen fertig werden. Kein Projekt ist hier wie das andere. Dadurch sind wir auch in Zeiten der Corona-Krise in der Lage, mit besonderen Rahmenbedingungen zufriedenstellend – wenn nicht sogar gut bis sehr gut – klarzukommen.

 

Welchen Wert geben Sie dem neuen Jahr auf einer Skala von 1 (es wird sehr mies) bis 10 (es wird extrem gut)?

Michael Kopper: Für 2021 erwarte ich eine stabile 8. Tendenz also deutlich im positiven Bereich. Wir konnten das vergangene Jahr 2020 hervorragend abschließen und haben damit eine solide Basis geschaffen. Darauf können wir, trotz Corona, im laufenden Jahr gut aufbauen.

Dr. Gunter Krämer: Ich weiß nicht, was uns noch erwartet und sehe 2021 moderat positiv entgegen. Ich rechne mit weiteren Schwierigkeiten durch Covid-19, denke aber – rückblickend auf das letzte Jahr – dass wir auch diese meistern werden. In den Monaten Januar und Februar lag der beurkundete Einzelverkauf deutlich über den geplanten Werten, ein Rückgang der hohen Nachfrage nach Wohnraum ist aktuell nicht erkennbar. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich, moderat positiv, eine 7 wählen.

Frank Weber: 8 bis 9. Viele tolle, neue Projekte gehen in den Baustart oder werden noch in diesem Jahr final fertiggestellt. Umfangreiche und intensive Vorarbeiten aus allen Bereichen werden jetzt zur gebauten Realität. Die Grundlagen dafür haben wir im herausfordernden Jahr 2020 gelegt.

 

Was sind die größten Herausforderungen in der Projektentwicklung?

Michael Kopper: Speziell beim Thema Projektentwicklung herrscht eine große Unsicherheit was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Wir wissen heute nicht, was morgen und übermorgen auf uns zukommt und mit Corona sind selbst Prognosen mit Vorsicht zu genießen. Gerade die Projektentwicklung erfordert es aber, über mehrere Jahre in die Zukunft zu planen. Um beispielsweise zu entscheiden, wie teuer heute ein Grundstück im Einkauf sein darf, müssen wir einschätzen können, wie sich die Baupreise, Angebot und Nachfrage nach Immobilien, Verkaufspreise, Mieten und Zinsen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Das ist aktuell eine große Herausforderung. Außerdem hat sich durch die Kontaktbeschränkungen die Kommunikation zu unseren Kunden sehr verändert. Es hat sich sozusagen Corona-bedingt eine Kluft entwickelt. Gerade beim Erstkontakt ist eine Telefon- oder Videokonferenz kein vollwertiger Ersatz für das persönliche Gespräch. Wenn Menschen mit Menschen arbeiten, geht es am Ende immer um Respekt und Verständnis für die Belange des Anderen – Dinge, die sich im persönlichen Gespräch viel besser entwickeln können, als über elektronische Medien.

Dr. Gunter Krämer: In Bezug auf Corona ist der Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter/innen eine extrem wichtige und gleichzeitig völlig neue Herausforderung. Immer wieder neue, den staatlichen Vorgaben entsprechende Hygienekonzepte zu erstellen und in den Firmenalltag zu integrieren, erfordert einen großen Teil unserer Ressourcen. Eine Schwierigkeit, mit der wir es zudem schon länger zu tun haben, ist das Gewinnen und Halten qualifizierter Mitarbeiter/innen in unserem engen Markt. Der häufige Arbeitgeberwechsel, wie er früher nicht so ausgeprägt war, ist heute beinahe schon normal geworden. Die persönliche Karriere vieler Menschen findet nicht mehr innerhalb einer Firma statt. Vielmehr verkörpert jede Sprosse auf der Karriereleiter ein anderes Unternehmen, das auf dem Weg nach oben Mittel zum Zweck ist. Dadurch findet oft absolut keine Identifikation mit dem Arbeitgeber mehr statt. Das ist nicht unser Anspruch. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter/innen genauso stolz darauf sind, zur Schultheiß Projektentwicklung AG zu gehören, wie wir darauf stolz sind, sie im Team zu haben. Mit modern gestalteten und technologisch immer auf dem neuesten Stand gehaltenen Arbeitsplätzen wird die Grundlage für zielorientiertes Handeln geschaffen. Für die geleistete Arbeit bezahlen wir ein gutes Gehalt. Doch die wirkliche Wertschätzung zeigen wir mit den zusätzlichen Benefits wie kostenlosem Mittagessen, frei nutzbarem Fitnessraum oder Massagen. Solche Angebote werden nach einer gewissen Zeit leider als selbstverständlich angesehen. Wenn man sich auf dem Arbeitsmarkt umschaut, ist das definitiv nicht der Fall. Ich würde mir wünschen, dass ein Großteil der Arbeitnehmer ihre „Ist-ja-alles-selbstverständlich“-Haltung überdenken würde.

Frank Weber: Im Bereich Planung ist wichtig, dass wir kontinuierliche Planungs- und Genehmigungsprozesse, besonders, wenn Behörden involviert sind, trotz Krise aufrechterhalten. Es soll und darf zu keinen weiteren Zeitverzögerungen kommen. Alleine schon, um den dringend benötigten und nachgefragten Bau von Wohnraum zu schaffen. Das ist ohnehin schon eine sehr komplexe Aufgabenstellung in der Immobilienwirtschaft – erst recht in Zeiten von Einschränkungen und Restriktionen.

 

Worauf freuen Sie sich in 2021 ganz besonders?

Michael Kopper: Mich einfach spontan mit Freunden treffen können und bei einem guten Essen oder einem Glas Wein einen schönen Abend verbringen.

Dr. Gunter Krämer: Ich freue mich, wenn endlich wieder Normalität zurückkehrt und ich hoffe, dass das noch in diesem Jahr der Fall sein wird. Am meisten freue ich mich darauf, endlich wieder mit Familie und Freunden im Biergarten zu sitzen, etwas zu essen und zu trinken, oder zu „schafkopfen“ und das alles so locker, wie wir es jahrzehntelang gewohnt waren:  ohne Maske, ohne 1,50m Abstand und ohne Hygienekonzept.

Frank Weber: Wir sehen unser erstes Hochhaus in Erlangen in die Höhe wachsen und starten zeitgleich unser bis dato größtes, zusammenhängendes Projekt: die Quartiersentwicklung „Krügelpark“ in Stein. Außerdem freue ich mich auf eine große Fernreise – sobald die Krise diese wieder zulässt, was bestimmt noch in 2021 der Fall sein wird. Da bin ich ganz zuversichtlich. 😉